Die ehemalige Freiwillige Gesine berichtet über ihre Erfahrungen in der Seemannsmission Brunsbüttel:
2015 erschien mir nach der Schule eben diese Welt als zu groß und beängstigend um sie allein und mutig zu erkunden und meinen Bundesfreiwilligendienst im Ausland zu machen. Die Seemannsmission hat mir die Möglichkeit gegeben die Welt an einem einzigen Ort ein wenig kennenzulernen. Rückblickend war es eines der besten Jahre meines Lebens. Ich habe hier Meschen kennengelernt mit denen ich noch nach all der Zeit eng verbunden bin und die mir viel bedeuten.
Nach der langen Schulzeit bekam ich hier meine erste Wohnung, eine tolle WG und lernte das Arbeitsleben kennen. Wir vier wurden alle herzlich aufgenommen und in die tägliche Arbeit mit sehr viel Geduld eingeführt. Dabei boten besonders die Schiffsbesuche stets neue Überraschungen und spannende Begegnungen. Die Freude war immer groß, wenn wir an Bord kamen. Wir wurden oft herzlich empfangen, kulinarisch versorgt und kamen mit der Crew ins Gespräch. Stolz wurden Fotos und Geschichten von der Familie mit uns geteilt. Hielt ein Schiff regelmäßig oder lag schon lange im Hafen freute man sich schon aufeinander. Wenn mir philippinische Seeleute ihren Lohn mitgaben, um ihn an ihre Familien zu überweisen, war ich immer sehr ehrfürchtig ob dieser Verantwortung, die ich dann trug.
Die Weihnachtszeit war etwas ganz besonderes, denn dann war man täglich als Weihnachtsbote unterwegs und überbrachte den besuchten Schiffen und Besatzungsmitgliedern Geschenke, die mit viel Fürsorge erdacht und von vielen fleißigen ehrenamtlichen und freiwilligen Händen verpackt worden waren. Die Freude, die man in dieser Zeit den Seeleuten machte und zurückbekam war außergewöhnlich.
Die Arbeit im Seamen´s Club war sehr vielfältig. Von der Versorgung, Unterhaltung und Organisation der Besucher und Übernachtungsgäste, über Kontakt mit Agenturen, den Umgang mit Kassensystem und Geld, das Gestalten eines Festes oder einer Veranstaltung… Ich habe so viel gelernt und erlebt was es heißt in einem tollen Team zu arbeiten und stets Unterstützung erwarten zu können.
Die Sorge, mit mäßigen Englischkenntnissen würden mir die Begegnungen mit den Seeleuten aufgrund der Sprachbarriere schwerfallen, wurde zum Glück nicht erfüllt. Natürlich hatte der eine oder anderen Akzent es in sich, oder die Kenntnisse waren ebenso wie bei mir eingeschränkt, aber irgendwie hat man sich immer verständigen können.
Wenn ich die Anderen aus dieser Zeit auf den jährlichen Veranstaltungen und Festen wieder sehe entsteht immer ein wenig das Gefühl wieder nach Hause zu kommen, obwohl mein Jahr bei der Seemannsmission nun schon fast 10 Jahre zurückliegt. Ich denke so gerne an diese Zeit und weiß, was sie mir alles mitgegeben hat:
- Selbstbewusstsein und -vertrauen in mich, denn das brauchte ich tatsächlich beinah täglich um als junge Frau ernst genommen zu werden.
- Umgangsweisen, Sprache, Kulinarik und Mentalität der verschiedenen Kulturen, denen ich begegnen durfte.
- Spaß am Arbeitsleben, denn es tat so gut nach der Schulzeit einen anderen Alltag zu erleben, der so viel Sinn stiftet.
- Verantwortung für andere Menschen und natürlich auch das eigene Leben
- weniger scheu auf Andere zu gehen können, wenn ich die Sprache nicht so gut beherrsche
- und ganz besonders Menschen, die nach wie vor wichtiger Bestandteil meines Lebens sind und die ich sonst nie kennengelernt hätte.
Danke für Alles!
Weitere Informationen zur Seemannsmission Brunsbüttel finden Sie auf www.seemannsmission-brunsbuettel.de.