Bis das erste Fenster unseres Adventskalenders geöffnet wurde, hatte die NDR-Doku „Die Nordstory: Grüfte, Glocken – Großer Ausblick – Der Michel und sein Drumherum“ bereits über 60.000 Aufrufe aus der Mediathek. Dazu kommen die Klicks bei Youtube, mit denen sich die Nutzer den Michel-Küster, eine Zeitzeugin der Bombennächte, die Bienen im Glockenturm, den Türmer mit Posaune, die für Hochzeiten im Michel begeisterte Pastorin Julia Atze und selbstredend auch den Hauptpastor Alexander Röder in die Stube holen. Wo auch immer sie gerade sind.
In den Kommentaren war zu lesen: „Ein wunderbarer Beitrag.- Oder: „Der Hammer“. Oder: schön das Hamburg so sozial ist, da könnte sich Berlin mal ne große Scheibe von abschneiden. sehr sympathische Menschen“. Oder: „Ich, geborener Hamburger, wohne nun 10.000 km entfernt und bin dank eurer Dokus trotzdem immer wieder „Zuhause“. Und noch einen Dank, dass ihr in diesen unruhigen Zeiten immer wieder zeigt, wieviel Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Nachbarschaft überall im Kleinen existieren.“
Gute Sache
Eben diese Nachbarschaft und das Drumherum fand auch Eingang in die Doku. Dazu gehörte – neben dem Labskaus-Spezialisten Old Commercial Room oder dem Laden Frau Vogel (spezialisiert auf Hunde-Eis) auch das Seemannsheim am Krayenkamp, vis-à vis vom Michel. „Eine Art rettender Anker, der auch preiswerte Unterkünfte für Touristen bietet, die zentral übernachten wollen.“ Eine Besucherin nickt eifrig: „Man unterstütz eine gute Sache“. Denn: Das Haus sei, so die Doku, in die Jahre gekommen und die Einnahmen aus dem Tourismus dienen dazu, die 83 Zimmer in Schuss zu halten. 50 davon sind für Dauerbewohner reserviert: Seeleute aus aller Welt, die hier „ihre zweite Heimat gefunden haben“, so O-Ton Felix Tolle, Geschäftsführer des Seemannsheims: „ Das Tolle hier ist, mit Menschen aus der ganzen Welt zu tun zu haben.“
Kleine Welt
Ein Zeichen für diese im Kleinen gelebte große Globalisierung ist auch das alljährliche Sommerfest. Auch 2024 war es eine „kleine Familienfeier“ – aber nicht nur das. Dieses Jahr stand eine Taufe auf dem Programm, nicht mit Weihwasser, Segen und gewindelten Kleinen, aber Pastor Röder war dennoch dabei. „Das ist für mich gelebte Nachbarschaft“, sagt er und hält eine kurze Rede zur Taufe des Leuchtturm-Bonsais, den ein Seemann in 120 Stunden filigran und naturgetreu zusammengetüftelte.
Seit an Seit
Der seither vom Vorgarten des Seemannsheims aus strahlt. Alexander Röder freut sich: „Ich sehe ihn, wenn mir bei Sitzungen mal langweilig ist.“ So ist er eben, „der bestens vernetzte Geistliche, der sehr weltlich amtliche Beträge von Spendern, Gönnern und Michel-Liebhabern eintreibt“. Und weil er eben weltlich vernetzt ist, weiß er auch, was die Welt und Hamburg am Seemannsheim haben: „Es ist Anlaufstelle und schützender Hafen, eine kleine Welt in der Weite der Welt. Dafür arbeitet die Seemannsmission Tag für Tag und Seite an Seite mit dem Michel.“
(hri)
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