Maritimer Adventskalender 2024

Eine globale Organisation für Seeleute im Aufbruch!

Die Deutsche Seemannsmission erfindet sich an entscheidenden Stellen neu: mehr Stationen, professionelle PR und Fundraising, frisches Personal, Stärkung des Bereiches PSNV und bessere Vernetzung für eine erfolgreiche Zukunft.

In der Welt der internationalen Seemannsmissionen zählt die Deutsche Seemannsmission zu den Schwergewichten: Die NGO (Anm. d. Red.: NGO steht für „Non-Governmental Organisation“, auf Deutsch „Nichtregierungsorganisation“) kann auf eine bewegte Geschichte von über 135 Jahren zurückblicken und verfügt heute über 33 Stationen weltweit, darunter 16 in Deutschland und 17 im Ausland. Damit ist die Deutsche Seemannsmission eine der großen weltweit tätigen Organisationen, gleich nach den ganz großen Partnern wie beispielsweise „The Mission to Seafarers“ mit ihren weltweit 200 Stationen. Damit zählt sie zu den verlässlichen internationalen Playern mit intensiver Sozialarbeit und Expertise für Seeleute vor Ort.

Für Matthias Ristau (54), seit März 2022 Generalsekretär der Hamburger NGO, kein Grund, sich zurückzulehnen. Er tüftelt längst an der Deutschen Seemannsmission der Zukunft, will die NGO stärker als weltweit anerkannte Charity mit einem globalen Netzwerk für Seeleute sichtbar machen. „Dazu gehört natürlich auch eine gewisse Größe – wir wollen wachsen. Deshalb sind wir froh, dass wir nun mit unseren Freunden von „The Mission to Seafarers“ eine gemeinsame Station in Panama eröffnen konnten.

Immerhin passieren den Kanal rund 14.000 Schiffe pro Jahr. Das sind ungefähr 300.000 Seeleute, die Betreuung brauchen. Für sie ist die neue Kooperation am Kanal äußerst wichtig, auch weil am Pazifik weit und breit sonst keiner für sie das ist“, so Ristau. Andrea Meenken wird gemeinsam mit ihrem englischen Kollegen Ian Hutchinson Cervantes die Station leiten. Es gibt einen gemeinsamen Auftritt, und die Betreuung der Seeleute zwischen den Häfen an Atlantik und Pazifik wird gemeinsam koordiniert. Weitere Expansionsprojekte sollen folgen, deshalb befindet sich die Deutsche Seemannsmission auch in Gesprächen über eine enge Kooperation mit Reedereien. „Unser Ziel ist es, mit den Unternehmen etwas für Seeleute zu erreichen“, so Ristau. Doch es gibt auch gute Nachrichten aus dem bestehenden Stationsnetzwerk der Deutschen Seemannsmission: Das Foyer du Marin in Douala in Kamerun konnte gegenüber einer korrupten und kriminellen Pächterin durch den vollen Einsatz der langjährigen Mitarbeiter Karin Streicher und Markus Schildhauer abgesichert werden. Dort wird das Diakonenpaar Ina und Klaus Bammann ab Juli die Leitung übernehmen.

Für die Station Amsterdam konnte die Deutsche Seemannsmission Diakon Thomas Kirschner als Nachfolger des langjährigen Leiters Hans-Gerhard Rohde (Ruhestand) gewinnen, in Antwerpen übernimmt mit Marc Schippers ein erfahrener Diakon und Pastor Mitte Juni die Leitung von Jörg Pfautsch, der in den Ruhestand geht. Neu im Inland: Sabrina Folster (Leitung Kiel), Ariane Stedtfeld (Duisburg) und Philipp Manthey (Leitung Bordbetreuung Bremerhaven). Gute Nachrichten kommen darüber hinaus aus England: Dort sollen die Stellen in London und Nordostengland bald neu ausgeschrieben werden. Nach dem Brexit gab es zunächst Probleme, deutsche Mitarbeiter nach Großbritannien zu entsenden, „dies konnten wir nun durch die Gründung einer Charity lösen, die German Seafarers Mission in the UK“, sagt Matthias Ristau.

Auch im Headquarter in der Hamburger Mattentwiete herrscht Aufbruchsstimmung: Mit Henry Schwier hat zu Jahresbeginn ein neuer Fundraiser seinen Dienst angetreten und Marco Tripmaker konnte für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit gewonnen werden. Der 47-Jährige hatte bereits seinen Zivildienst bei der Deutschen Seemannsmission in Stade-Bützfleth absolviert und verantwortet nun die interne und externe Kommunikation der Seemannsmission. Tripmaker hat klare Vorstellungen: „Unser Thema ist ein starkes, aber die Arbeit der Deutschen Seemannsmission ist in der Gesellschaft, aber auch in Politik und Wirtschaft bislang kaum bekannt. Das werden wir jetzt anpacken und uns klug und überregional im medialen Schaufenster positionieren.“ Erste Erfolge dieser Arbeit sind bereits sichtbar.

Apropos Vernetzung: Auch in diesem Bereich agiert die Deutsche Seemannsmission seit einiger Zeit deutlich offensiver! Generalsekretär Ristau trifft sich mit Bundestagsabgeordneten und besucht den neuen maritimen Koordinator in Berlin, darüber hinaus sucht er das Gespräch mit wichtigen Verbänden und wirtschaftlichen Entscheidern. „Von nichts kommt nichts. Wir müssen unser Thema in der Gesellschaft sichtbar machen und von unserem Einsatz für die Rechte der Seeleute immer wieder erzählen“, so Ristau. Ein besonders großes Augenmerk wird die Seeleute-NGO künftig auf den Bereich Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) legen. Dabei geht es um Hilfe für Seeleute, wenn sie an Bord inbesonders gefährliche oder psychisch herausfordernde Situationen gelangen. Solche Situationen können zum Beispiel durch schwere Arbeitsunfälle, Piraterie oder Todesfälle an Bord entstehen. Die Deutsche Seemannsmission hat für solche Extremfälle 45 besonders geschulte Experten in ihren Reihen, die dann im nächsten Hafen an Bord gehen und helfen. „Im Bereich PSNV sind in den letzten Jahren immer mehr Trittbrettfahrer aufgesprungen, die Reedereien in solchen Fällen beraten. Vom Telefon aus. Wir aber kennen die Arbeitswelt der Seeleute – unsere Leute gehen mit ihrer Expertise an Bord. Und das seit 1886“, sagt Matthias Ristau.